Riesiger Schiffsverladearm gehoben


Die Werkshalle, die wir an einem frühen Donnerstagmorgen Anfang Oktober betreten, könnte auch zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehören. Die liegenden Kolosse der Schiffsverladearme sehen mit etwas Phantasie aus wie Raketenabschussrampen.
Wir befinden uns jedoch bei der SVT GmbH in Schwelm. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Anlagen für die Verladung von Flüssigkeiten und Gasen. Heute ist auch für diesen Global Player ein besonderer Tag: Der größte Schiffsverladearm, der hier bisher konstruiert und gebaut wurde, soll für die finale Testphase aufgestellt werden. Wir haben für diesen Zweck zwei Schwerlastrundschlingen (mit jeweils 50 t Tragkraft) und zwei spezielle Schäkel (Super Green Pins) geliefert.
Ein Jahr mit dem „Monster“
Die Maße der Konstruktion rechtfertigen den liebevollen Spitznamen bei der SVT: Das „Monster“ ist 28 Meter hoch und wiegt alleine 57 Tonnen. Wenn der Verladearm später komplett aufgebaut ist mit Gegengewicht, Dreiergruppe und Plattformen wird sein Gewicht knapp 80 Tonnen erreichen.
Sein Bestimmungsort ist unter menschlichen Gesichtspunkten unwirtlich: er muss Temperaturen von bis zu -52 Grad Celsius aushalten, außerdem schweren Wellengang, Sturm, Salzwasser.

Ein Jahr konstruierte und baute das Team der SVT GmbH diesen riesigen Schiffsverladearm. Heute nun wird er erstmals aus der Halle herausgefahren und im Hof aufgestellt. Die Testphase wird etwa 2 Wochen dauern, es müssen alle Eventualitäten simuliert werden. Erst nach der erfolgreichen Prüfung wird er demontiert und seine Reise zum Kunden antreten.
Aufwändige Hebeaktion
Der Koloss wird liegend auf einem Schwertransporter aus der Halle gefahren. Im Freien muss er aufgerichtet werden: 2 Schwerlastkrane stehen bereit. Der Verladearm hat zu diesem Zweck zwei Ösen. Hier wird jeweils ein Super Green Pin-Schäkel angebracht und darin je zwei Rundschlingen. Die „normalen“ Schwerlast-Rundschlingen (WLL 25.000 kg) sind für sich bereits voluminös und benötigen durchaus Kraft. Die grauen DoMega+ mit WLL 50.000 kg fallen aus dem Rahmen: Dank innovativer UHMW-PE-Hochleistungsfaser Dyneema® wiegen sie mit ihren ca. 21 kg Eigengewicht nur einen Bruchteil der Standard-Rundschlingen aus Polyester; man kann fast sagen, sie sind mit einem Finger zu heben. Zudem sind die DoMega+-Schlingen deutlich schmaler, so dass der Querschnitt der Schäkel geringer sein kann.
Die Kranführer stehen vor einer Mammutaufgabe – sie müssen synchron arbeiten und 57 Tonnen an zwei Schäkeln vorsichtig anheben. In der Waagerechten schwebend werden noch einige Bauteile angeschraubt bzw. final befestigt. Erst dann kommt das „Monster“ in die Senkrechte, um auf der vorbereiteten Basis verankert zu werden. Dazu wird später der Kran, der das untere Bauteil am Haken hält, dieses herunterlassen und die gesamte Last wird am oberen Teil an einem Schäkel mit zwei DoMega+ -Schwerlast-Rundschlingen hängen. Für die Kranführer ist dann millimetergenaues Arbeiten gefragt.
Der Hebevorgang beginnt. Erstaunlich, wie filigran Schäkel und Rundschlingen aussehen aus der sicheren Distanz und an einem Gerät wahrlich monströser Abmessungen. Kaum vorstellbar, dass bereits die Schäkel jeweils gut 40 Kilogramm auf die Waage bringen – im Vergleich zum Schiffsverladearm ist das jedoch zu vernachlässigen. Auch unsere Rundschlingen, jede mit einer Tragkraft von 50 Tonnen, sehen plötzlich an dem riesigen Bauteil aus wie Mikadostäbchen. Atemberaubende Ansichten sind das – und vor der Aufgabe stockt dem Laien das Herz. Die Profis sind ganz ruhig, sie wissen, dass Schäkel und Schlingen halten, was sie versprechen. Kein Wunder, schließlich werden Dolezych-Produkte aus dieser Faser vor der Freigabe auf Herz und Nieren mit der 7fachen Tragfähigkeit in Anlehnung an die DIN EN 1492-2 (Norm zur Rundschlinge aus Chemiefaser) geprüft.
Nach etwas mehr als zwei Stunden steht der turmartige Koloss. Alles hat gut geklappt, die Anspannung lässt spürbar nach. In zwei Wochen ist alles getestet, der Abbauvorgang wird nicht weniger spektakulär und aufwendig sein. Danach kann die Reise beginnen.
Wir sind stolz darauf, auch hier wieder einmal wertvolle Unterstützung geleistet zu haben und freuen uns sehr über einen weiteren besonderen Anwendungsfall!