Was ist eine scharfe Kante?
… und warum ist das so wichtig?
“Weder ein Skiclub im Allgäu noch eine Kneipe auf St. Pauli!“
… ist die augenzwinkernde Antwort unseres Qualitätsmanagers Thomas Schade auf diese Frage.
Der Begriff scharfe Kante ist zunächst ganz wörtlich zu nehmen: Eine Kante, die das Anschlagmittel stresst und die Gefahr eines Schnittes provoziert, ist scharf.
Die Gefahr: Bei unsachgemäßer Verwendung kann die Tragkraft des Anschlagmittels durch die scharfe Kante reduziert sein! Ein Lastabsturz mit furchtbaren Folgen bis hin zum Tod kann die Konsequenz sein.
Schnittfest unter Zugbelastung? Niemals!
Es ist ein einfaches physikalisches Gesetz: Kein bekanntes Material ist unter Zugbelastung schnittfest! Dieses Wissen wenden wir meist unbewusst an, wenn wir etwas durchschneiden wollen und es automatisch dehnen, also auf Zug belasten. Die Physik gilt für Stahlprodukte ebenso wie für unsere textilen Produkte aus beispielsweise Polyester oder einer UHMW-PE-Faser. Auch für gewebte Mäntel von textilen Anschlagmitteln gilt diese Eigenschaft. Eine Beschädigung hat zwar meist keinerlei Auswirkung auf die gesicherte Tragkraft der Rundschlinge (diese wird in unserem Prüflabor mit Sicherheitsbeiwert 7 getestet, also mit der 7fachen Tragkraft). Sie können aber nicht ausschließen, dass die Beschädigung quer zum Kraftfluss passiert ist oder es sich um eine tiefergehende Beschädigung handelt. Daher darf das Produkt mit einem solchen Defekt am Mantel nicht mehr verwendet werden. Zur Frage, wann textile Hebemittel ablegereif sind, haben wir in unserem letzten Newsletter eine Checkliste angeboten. Sie können sie hier herunterladen.
Alle Anschlagmittel, stählerne und textile wie Stahlketten, Rundschlingen, Hebebänder oder Bandschlingen müssen daher vor der Schnittgefahr geschützt werden. Entweder, indem scharfe Kanten vermieden werden oder aber, indem geeignete Schutzmaßnahmen (siehe Maßnahmen weiter unten) ergriffen werden.
Definition “scharfe Kante”
Eine Kante ist dann scharf, wenn der Radius r der Auflagefläche kleiner ist als die Dicke d des Anschlagmittels.

Stellen Sie sich eine Tischkante vor: Im Normalfall ist diese leicht abgerundet. Ist sie das nicht, spüren wir schon bei einem leichten Stoß mit der Kante eine Stressreaktion: Schmerzen, im schlimmsten Fall Verletzungen oder einen Riss in der Kleidung.
Durch die leichte Abrundung bekommt die Tischkante einen Radius (r). Stellen wir uns nun vor, wir heben den Tisch an: Handfläche (oder Finger) fungieren als „Anschlagmittel“ und entsprechen dann der Dicke (d) eines Anschlagmittels. Je nach Gewicht des Tisches wird unsere Haut ohne geeigneten Schutz verletzt werden, zumindest aber schmerzen, denn die Dicke der Hand ist größer als die wenigen Millimeter Radius der Auflagenfläche der Tischkante.
Dieses alltägliche Beispiel lässt sich auf „große“ Lasten und Anschlagmittel übertragen.
Wir halten fest
- Es gibt eine offizielle Definition einer „scharfen Kante“. Diese besagt: Radius r < Dicke d.
- Unter Zugbelastung ist kein Material schnittfest.
- Um Schnitte zu vermeiden, müssen geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Einsatz von Schäkeln
Nun werden Anschlagmittel oft auch mit Schäkeln am Hebegut befestigt.
Grundsätzlich ist der Gebrauch von hochfesten Schäkeln mit textilen Anschlagmitteln wie Rundschlingen zwar technisch möglich und zulässig, aber nicht optimal. Der Grund: Die harte Auflagefläche ist für eine textile Oberfläche eine echte Stresssituation.
Auch wenn die Bolzen rund sind, gibt es hier trotzdem „scharfe Kanten“. Denn wenn die Auflagefläche des Schäkels G kleiner ist als die Dicke des Anschlagmittels, ist auch das als „scharfe Kante“ anzusehen. Die Gefahr eines Defekts besteht.
Bei der Nutzung von Schäkeln gilt aber nicht nur genau, sondern auch doppelt hinzusehen: Es ist nicht nur die Auflagefläche in der Vertikalen entscheidend; auch die Breite des Schäkelbügels spielt eine entscheidende Rolle!

Dieser „Wide body Schäkel“ hat durch den erweiterten Radius „G“ mehr Platz für das Anschlagmittel (siehe Abbildung rechts). Die Rundschlinge liegt dann voll auf und wird nicht zusammengeschoben.

Auch die Breite des Schäkels „g“ ist zu beachten (siehe Abbildung links). Eine Rundschlinge kann auch gestresst werden, wenn die Breite zu klein ist. Das Material wird dann zusammengeschoben, gestaucht. Das kann zu Problemen führen, vor allem, wenn elastische Fasern verwendet werden. Der Effekt ist der gleiche, der auch bei scharfen Kanten auftritt
Abhilfe schaffen
Das Problem: Im laufenden Betrieb sind oft keine idealen Bedingungen gegeben. Die Herausforderungen im täglichen Ablauf erfordern nun einmal auch, dass – um im Beispiel zu bleiben – ein Tisch ohne abgerundete Tischkante gehoben wird, auch ohne Defekte am vorhandenen Anschlagmittel.
Die gute Nachricht: Wir haben zahlreiche Hilfsmittel, mit denen Sie die scharfe Kante in den Griff bekommen!
- Ein Kantenschutz aus Polyurethan beispielsweise kann auf das Hebeband oder die Rundschlinge gezogen werden. Er ist weniger schnittempfindlich und reduziert daher die Schnittgefahr.
- Festbeschichtungen an Bändern sind direkt auf das Anschlagmittel aufgebracht und schützen das Material.
- Unsere DoLex-Kantenschutzwinkel aus Polyurethan oder mit Stahleinlage vergrößern die Auflagefläche (den Radius) am Hebegut.
- DoPremium-Kantenschutzschläuche aus der UHMWPE-Hochleistungsfaser Dyneema® bieten Rundschlingen und Hebebändern optimalen Schutz gegen scharfe Kanten. Highest Qualitiy-Equipment, außerdem als einziger Schutzschlauch DEKRA-zertifiziert!
- Optimalen Kantenschutz für scharfkantige Lasten wie Coils, Blechpakete etc. bieten unsere Kanten- bzw. Schnittschutzwinkel aus Dyneema® mit Kupferblecheinlage.
- „Wide body“-Schäkel sind breiter, haben also im Schäkelbügel einen größeren Radius. Das Anschlagmittel wird nicht geknickt bzw. gestaucht.
Diese und weitere Produkte zum Kantenschutz finden Sie unter diesem Link.
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Wenn Sie Fragen zum Thema „Sicheres Heben“ haben, wenden Sie sich an unsere Experten! Neben individueller Beratung bieten wir auch Seminare mit international anerkannten Spezialisten als Referenten an. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf unter Telefon 0231 – 82 85 0 oder per Mail unter info@dolezych.de.