85 Jahre Dolezych – Ein Interview mit Udo & Tim Dolezych
Sie beide haben jeweils die Unternehmensführung von Ihren Vätern übernommen. War das ganz selbstverständlich für Sie oder hatten Sie ursprünglich etwas anderes geplant?
Udo Dolezych: Das stand schon während meiner Schulzeit fest. Deswegen habe ich dann auch BWL studiert, um für meine zukünftige Rolle im Unternehmen gewappnet zu sein. Wenn mir damals klar gewesen wäre, wie viel Technik mit unseren Produkten zusammenhängt, hätte ich noch ein technisches Studium angehängt. Ich habe diese dann durch die Praxis gelernt. Um seinen Ingenieur beneide ich Tim allerdings ein bisschen… (lacht)
Tim Dolezych: Bei mir war es ähnlich wie bei meinem Vater. Spätestens im Wirtschaftswissenschaften-Studium war mir klar, dass auch ich in die Firma einsteigen möchte.
Was waren aus Ihrer Sicht entscheidende Meilensteine in der dieses Jahr 85-jährigen Dolezych- Geschichte?
Udo Dolezych: Mit Sicherheit die Einführung textiler Produkte Ende der 70er-Jahre, die uns zum Komplettanbieter für Hebe- und Zurrmittel gemacht hat – seit Mitte der 1980er-Jahre auch einschließlich Dienstleistungsangeboten wie Prüfservice, Instandhaltung und Seminaren. Ein weiterer bedeutender Schritt war 1992 die Eröffnung unserer polnischen Niederlassung in Kattowitz, die die Internationalisierung von Dolezych eingeläutet hat. Herausfordernd und entscheidend war es natürlich auch immer wieder, unser Unternehmen technisch weiterzuentwickeln, beispielsweise durch die Weiterentwicklung der IT oder die Umstellung auf automatisierte Produktionsprozesse.
Was war das für Sie spannendste Projekt bei Dolezych, das Sie begleiten durften?
Udo Dolezych: Die Firmengründungen in Polen, China und Chile. Das war eine ausgesprochen interessante und aufregende Zeit, in der ich viel dazugelernt habe.
Tim Dolezych: Neben der Firmengründung in den USA sind es für mich gerade die aktuellen Projekte rund um das Thema Digitalisierung, die mich besonders faszinieren, weil ich weiß, dass wir hier aktiv die Weichen für unsere Zukunft stellen.
Sie haben kürzlich die Philosophie des Unternehmens neu formuliert (nachzulesen auf unserer Website www.dolezych.de). Inwiefern unterscheidet sich die aktuelle Version von der alten?
Tim Dolezych: Wir haben uns in letzter Zeit intensiv damit beschäftigt, unseren Markenkern und unsere Unternehmensidentität zu formulieren. Beide Aspekte spiegelt die neu formulierte Philosophie deutlich präziser wider. Darüber hinaus betont sie gemäß unserer Mission und Vision, dass der Kundennutzen im Mittelpunkt unseres täglichen Tuns steht – dieser Fokus war uns besonders wichtig.
Wie drückt sich die Charakteristik „Familienunternehmen“ ganz konkret bei Dolezych aus?
Udo Dolezych: Die Mitarbeiter sehen, dass wir als Familie hinter ihnen und dem Unternehmen stehen. Die Entscheidungswege sind kurz, unsere Türen immer offen und es gibt viele Entscheidungsfreiheiten. Insgesamt geht es hier – im Gegensatz zu einem Konzern, wo der Einzelne eher anonym bleibt – sehr persönlich zu. Dieses Vertrauen geben uns die Mitarbeiter zurück, indem sie ihrerseits loyal hinter dem Unternehmen stehen.
Gerade in den letzten Jahren wird der Preiswettbewerb im Markt schärfer. Auch qualitativ minderwertige Produkte irritieren die Branche. Der Fachverband Seile und Anschlagmittel e. V. bspw. hat Ende 2018 gravierende Mängel an Zurrgurten aufgedeckt – auch bei Gurten mit GS-Zeichen. Mit welchen Strategien begegnen Sie diesen Entwicklungen?
Tim Dolezych: Ja, das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Leider sind die niedrigpreisigen Produkte häufig qualitativ minderwertig.
Udo Dolezych: Hinzu kommt, dass zum Teil betrügerische Etikettierungen dazu führen, dass gesunde mit faulen Äpfeln verwechselt werden – um mal ganz bildlich zu sprechen. Die schlechte Qualität ist für den Kunden oft nicht ersichtlich, weil man den Produkten Qualitätsmerkmale wie Bruchkräfte, Tragfähigkeiten, Scheuerfestigkeiten etc. und damit eben ihre Funktionssicherheit nicht ansieht. Sie lassen sich nur mit Hilfe aufwendiger Prüfungen und QS-Maßnahmen feststellen. Über den Aufwand, den wir hier betreiben, müssen wir regelmäßig informieren und so das Vertrauen in unsere Qualitätsprodukte stärken.
Tim Dolezych: Zusätzlich bleibt es aus unserer Sicht weiterhin wichtig, Innovationstreiber zu sein – also das zu tun, was Unternehmen mit weniger fachlicher Expertise nicht können. Dazu brauchen wir auch bestens geschultes Personal, um unseren Kunden den größtmöglichen Nutzen zu bieten.
Welche weiteren Herausforderungen warten auf Dolezych in den nächsten Jahren?
Udo Dolezych: Ich denke, kontinuierliche Aufgabenstellung bleibt es, das Unternehmen durch Zeiten unruhiger Weltwirtschaft zu manövrieren. Der Zollstreit zwischen den USA und China oder das Corona-Virus sind nur zwei Beispiele aktueller Entwicklungen, auf die wir für unser Geschäft richtige Antworten finden müssen. Solche Herausforderungen werden auch in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht weniger werden.
Tim Dolezych: Meiner Meinung nach wird es auch darum gehen, mit dem digitalen Fortschritt umzugehen und daraus neue Möglichkeiten für uns zu schaffen. Wir alle werden uns in ganz neuen Bereichen wie KI weiterbilden müssen. Intelligente Produkte z. B. für autonomes Fahren bieten spannende Aufgaben. Es wird darauf ankommen, sich jeglichen Themen offen, lösungsorientiert und mit Tatkraft zu stellen.
Als Komplettanbieter für Hebe- und Ladungssicherungslösungen hat Dolezych eine sehr breit gefächerte Zielgruppe. Wo sehen Sie noch Potenzial und in welchen Bereichen wollen Sie auch in Zukunft noch stärker wachsen?
Tim Dolezych: Wir möchten auch künftig, z. B. über Innovationen, den Handel stärken. Und auch große industrielle Endverbraucher brauchen ein qualitativ hochwertiges Produktions- und Beratungsprogramm. Hier sind wir als Spezialist gefragt, dem Kunden die Arbeit sicherer und einfacher zu machen.
Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für Ihre Zeit!
Die gesamte Firmengeschichte des Unternehmens Dolezych können Sie hier nachverfolgen.